In sonntäglicher Atmosphäre fand am 10.11.2024 im sweetSixteen Kino im Depot ein Kinonachmittag mit dem Dokumentarfilm „SOLD CITY“ statt. Nach dem Film folgte eine Podiumsdiskussion mit den Regisseur*innen und Vertretern der Initiativen „Solidaritätsnetzwerk Dortmund“ und „Recht auf Stadt Ruhr“. Rund 40 Menschen folgten der Einladung und brachten sich als Publikum in die Diskussion ein.
Der Planerladen hatte eingeladen, um den vielschichtigen Dokumentarfilm „SOLD CITY“ über die Auswirkungen einer neoliberalen Wohnungspolitik und der rein gewinnorientieren Bewirtschaftung von Wohnraum zu zeigen. Der Fokus liegt dabei auf den Geschichten von Bewohner*innen, die durch das Vorgehen von renditeorientierten Wohnungsgesellschaften aus ihren Wohnungen verdrängt werden und zeigt die unterschiedlichen Wege, auf denen sie sich zur Wehr setzen. Der Film gibt tiefgehende und vor allem persönliche Einblicke und begleitet Betroffene teilweise über mehrere Jahre.
„SOLD CITY“ versteht sich dabei als „Film von unten“ und wurde auf Spendenbasis ermöglicht. Auch der Planerladen zählt zu den zahlreichen Unterstützer*innen, die damit jeweils die Möglichkeit bekommen, den Film in nicht-kommerziellem Rahmen aufzuführen.
Vor der Filmvorführung konnten Leslie Franke und Herdolor Lorenz als Regisseur*innen Einblicke in die Entstehung des Filmes geben. Sie betonten: „Das Recht auf Wohnen ist ein Menschrecht! Wir haben den Film gemacht, weil wir es für essentiell halten, die Mechanismen des Wohnungsmarktes, die dieses Recht immer mehr aushebeln, anhand persönlicher Bilder und Geschichten einzufangen und zu vermitteln.“
Dass die Beispiele aus dem Film durchaus auf das Ruhrgebiet übertragbar sind, und auch hier die Gefahr besteht, dass Menschen durch steigende Mieten verdrängt werden, bestätigte in der anschließenden Podiumsdiskussion auch Martin Krämer von „Recht auf Stadt Ruhr“: „Auch wenn die Mieten im Ruhrgebiet in absoluten Zahlen nicht so hoch sind wie etwa in Berlin, Hamburg oder Köln, so ist die reale Mietbelastung aufgrund geringerer Einkommen doch durchaus vergleichbar“, so Krämer. Weitreichende Folgen hätten zudem Modernisierungen, deren Kosten teilweise auf die Miete umgelegt werden dürften, so eine Stimme aus dem Publikum: „Die Strategie der Wohnungsunternehmen sieht oftmals so aus: Notwendige Sanierungen, die eigentlich nicht umgelegt werden dürfen, werden lange Zeit einfach nicht durchgeführt. Und dann wird die Beseitigung des Sanierungsstaus als Modernisierung deklariert, sodass die Mieter*innen an den Kosten beteiligt werden können!“
Thema war auch, wie Mieter*innen sich für ihre Rechte einsetzen können. Aus dem Publikum wurde die Frage an das Podium gestellt, wie man solche Prozesse am besten organisiert. Das Solidaritätsnetzwerk Dortmund berichtete hier aus der Praxis und empfahl, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen: „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Bewohner*innen mit Treffen im gemeinsamen Innenhof zusammen zu bringen. So kann man gemeinsam diskutieren, die Stimmung zu bestimmten Themen ausloten oder auch über Dinge abstimmen.
Man kann entscheiden, welche Bedürfnisse wir als Bewohner*innen haben, und wie wir diese am besten kommunizieren können.“
Die Teilnehmenden auf dem Podium wie auch die Personen im Film betonten hierbei, welch positive Erfahrung es sein kann, wenn Nachbar*innen sich auf diese Art und Weise kennenlernen und sich für ihre Belange einsetzen. Dies kann einen beträchtlichen Beitrag zum Empowerment und auch zur Politisierung leisten. So bestätigten sowohl der Film als auch die Erfahrungen des Podiums, dass die eigene Betroffenheit Menschen teilweise noch im hohen Alter aktiviert und dazu veranlasst, sich gemeinsam für einen gerechteren Wohnungsmarkt einzusetzen. Aus dem Publikum wurde hierzu ergänzt: „In NRW ist der Sitz mehrerer großer Unternehmen, die zu den größten Wohnungseigentümern in ganz Deutschland gehören. So ist es hier konkret vor Ort möglich, diese im Rahmen von Aktionen, Kampagnen usw. gezielt und direkt anzusprechen und Protest zu organisieren!“
Die Veranstaltung zeigte auf, wie dringend es ist, Lösungen für die drängenden Wohnungsprobleme in vielen Städten zu finden und wie Handlungsoptionen auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene aussehen können. Dabei wurde deutlich, dass es dabei vor allem anderen auf ein starkes soziales Netzwerk und das Engagement der Menschen vor Ort ankommt.
Der Film „SOLD CITY“ ist eine zweiteilige Dokumentation. Der Planerladen beabsichtigt, den zweiten Teil im Frühjahr 2025 im Rahmen der Housing Action Days zu zeigen und erneut zur Diskussion einzuladen. Im zweiten Teil werden positive Beispiele für sozialen Wohnungsbau gezeigt und die Frage der gerechten Verteilung von Grund und Boden thematisiert.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und freuen uns auf die Fortsetzung der Diskussion im neuen Jahr!
Diese von der Planerladen gGmbH organisierte Veranstaltung fand statt im Rahmen des Projekts INKLUDO 2.0 (Inklusion von Drittstaatangehörigen in Dortmund) und wurde durch Mittel des Asyl-, Migrations- und Integrationfonds (AMIF) der EU kofinanziert.