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14. Juli 2011

Nordstädter diskutierten lebhaft über das Grillen

Das Konfliktmanagement Nordstadt hatte auf Anregung von betroffenen Bewohnern zum Meinungsaustausch eingeladen: Knapp 20 Nachbarinnen und Nachbarn waren der Einladung gefolgt – mehrheitlich mit Migrationshintergrund. Nach einer kurzen einführenden Präsentation sowie ergänzenden Hinweisen, Nachfragen und einzelnen Erfahrungsberichten kam eine angeregte Diskussion auf Augenhöhe zustande.

Zuhörer

Die Bewohner beim Erfahrungsaustausch.

Mehrfach wurde auf die liberalere Handhabung dieses Themas in den öffentlichen Parkanlagen in anderen Städten (z.B. Duisburg und Köln) oder sogar in anderen Ländern (z.B. Polen und Türkei) hingewiesen. Angesichts der dort wahrgenommenen hohen Akzeptanz war es für einige Bewohner vollkommen unverständlich, wieso das Grillen in Dortmund aus ihrer Sicht derart restriktiv geregelt werde. Geradezu empört zeigten sich einige, dass nun sogar die (eigentlich zum Zwecke der Verfolgung von Prostitution und gewerblichen Missständen aufgestellte) Task-Force gegen die „illegalen Griller“ eingesetzt werden soll. Eine türkische Bewohnerin fragte nochmals nach: „Verstehe ich das richtig? Grillen ist also wie Prostitution?“.

Gerade der Fredenbaum-Park, so betonte es eine andere Bewohnerin, nimmt aufgrund seiner Größe, Weitläufigkeit und Kinderfreundlichkeit für Familien in der Nordstadt einen außerordentlich hohen Stellenwert ein. Von zahlreichen Anwesenden wurde die enorme Bedeutung des Grillens für die Lebensqualität und die Pflege von Geselligkeit und Sozialkontakten hervorgehoben. Ein Teilnehmer formulierte dies sehr deutlich: Das Grillverbot komme einer unverhältnismäßigen Beschneidung von Grundrechten gleich. Herausgestellt wurde auch der in einem so hoch verdichteten Stadtteil wie der Nordstadt überaus große Bedarf nach vielfältig nutzbaren Freiflächen. Viele Menschen leben hier in beengten Wohnverhältnissen, verfügen nicht über die Möglichkeit, den Hinterhof entsprechend zu nutzen oder haben keinen Balkon oder gar einen Schrebergarten. Dass die Ausstattung des Fredenbaum-Parks mit nur drei Grillplätzen völlig unzureichend ist, darüber waren sich alle Anwesenden einig. Die an den Wochenenden und an Feiertagen bei entsprechenden Wetterbedingungen entstehenden Menschentrauben um die Grillplätze sprechen hier eine deutliche Sprache.

Unverständnis wurde vor allem dahingehend geäußert, dass sich offenbar weder die Lokalpolitik noch der „Freundeskreis Fredenbaum e.V.“ mit den Migrantenorganisationen über das Thema in Verbindung gesetzt haben. Es werde einfach über ihre Interessen hinweg entschieden. Anstatt die Chancen zur Völkerverständigung und zur Bereicherung des urbanen Lebens im Stadtteil zu sehen, würden immer nur die Probleme wahrgenommen. Dabei werde auch mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen, etwa wenn man an die Einschränkungen und die Folgeschäden denkt, die im Fredenbaum-Park mit verschiedenen Großveranstaltungen einhergehen. Ein Teilnehmer führte dies angesichts einer Stadtteilbevölkerung, die sich mehrheitlich längst aus Bewohnern mit Migrationshintergrund zusammensetzt, auf das hier erkennbare politische Vertretungsdefizit zurück. Eine Willkommens- und Anerkennungskultur hingegen müsse anders aussehen.

Am Ende standen aber nicht nur die Probleme und Forderungen im Raum, sondern durchaus einige sehr handfeste Anregungen und Vorschläge. Zum Beispiel wurde danach gefragt, ob nicht im Hoeschpark und in Wischlingen Grillplätze angeboten werden könnten, um das Angebot zu vergrößern und im Fredenbaum-Park zur Entspannung beizutragen. Zudem wurde diskutiert, ob die Müllentsorgung nicht besser geregelt werden könne: die Müllhaufen an den überfüllten Mülleimern entstünden ja i.d.R. erst abends an Wochenenden in den Sommermonaten. Dies und das Anbieten größerer Müllbehälter wurde als sinnvoller angesehen, als Sicherheitspersonal für die Einhaltung eines Grillverbots einzustellen. Eher bestehe Bedarf nach einem Kümmerer vor Ort, der den Grillern die Regeln erklärt und auf die Einhaltung der Spielregeln hinweist. Ohnehin seien hier vielfach Familien anzutreffen, die das Picknicken mit Grillen als gemeinsames soziales Zusammenkommen praktizieren und bei denen Hinweise auf einen pfleglichen Umgang mit den öffentlichen Parkanlagen mehr als auf offene Ohren stoßen.

Wie von den Teilnehmern des Bürgerforums gewünscht, wird das Konfliktmanagement Nordstadt als weitere Arbeitsschritte die Anliegen der Bewohnerschaft an die Öffentlichkeit herantragen und versuchen insbesondere den fehlenden Dialog mit den Behörden, Institutionen, dem "Freundeskreis Fredenbaumpark e.V." und den Migrantenorganisationen herzustellen.