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Info  Meilensteine  Expertenworkshop 2005

Experten-Workshop zum Thema "Migranten auf dem Wohnungsmarkt" 2005

Am 16. September 2005 veranstaltete der Planerladen e.V. in Kooperation mit dem VdW - Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen einen Workshop zum Thema „Migranten auf dem Wohnungsmarkt“, zu dem 31 geladene Expertinnen und Experten, darunter einige selbst mit Migrationshintergrund, nach Dortmund ins Dietrich-Keuning-Haus kamen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus den Bereichen Wohnungswirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung sowie aus Migrantenselbstorganisationen und Migrantenlobby. Diskutiert wurde die Frage, ob die auf dem Wohnungsmarkt praktizierten Belegungsstrategien für Migranten mit dem Grundsatz der Freizügigkeit zu vereinbaren sind. Der diesjährige Workshop folgt einer ähnlichen Veranstaltung aus dem Jahr 2003, bei dem bereits das Thema „Migranten auf dem Wohnungsmarkt“ diskutiert wurde. Die Veranstaltung wurde vom Integrationsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Beim Workshop ging es darum, nach welchen Kriterien die Wohnungswirtschaft den Migranten Wohnraum in ihren Beständen anbietet. Auch wurde thematisiert, dass der Zuzug in bestimmte Häuser oder Siedlungen für Migranten (z.B. durch Quotierungen) einschränkt oder gar völlig verwehrt wird. Insbesondere wurde danach gefragt, wie zwischen legitimen sozialen Stabilisierungszielen – Stichwort „gesunde Mischung der Mieter“ – und einer diskriminierenden Auslese unterschieden werden kann?

Dass es einen Handlungsbedarf gibt, wurde nicht erst während des Workshops klar. Tatsächlich bleiben für die meisten Migranten – unabhängig von ihrem jeweiligen sozialen Status sondern allein festgemacht am Status als Ausländer – bestimmte Wohnungsteilmärkte verschlossen. So haben Migranten meistens keine Probleme z.B. in der Dortmunder Nordstadt, dem traditionellen Einwandererquartier, eine Wohnung zu bekommen. Eine Wohnung im „feineren“ Dortmunder Süden zu bekommen ist für sie aber häufig mit Schwierigkeiten verbunden. Dies hängt auch mit der durchaus wohlmeinenden Absicht von Vermietern zusammen, Migrantenhaushalten in bestimmten Siedlungen zu erwartende Diskriminierungen zu ersparen. Auf dem Workshop war dazu zu hören, dass es um einer Diskriminierung vorzubeugen, einem Mindestmaß an Transparenz und klarer Kriterien für die Vergabe von Wohnraum bedarf, durch die ausgeschlossen wird, dass jemandem eine Wohnung aufgrund seiner ethnischen Herkunft verwehrt wird.

Das auf Grund von EU-Richtlinien in der Bundesrepublik Deutschland zu installierende Antidiskriminierungsgesetz wird in diese Richtung zukünftig einen Rahmen setzen, der zumindest ein Drohpotenzial für diskriminierende Vermieter aufbaut. Ansonsten könnte die vielerorts zum Einsatz kommende „sozial sensible Belegung“ ins Gegenteil verkehrt werden und zur „Ausrede“ für diskriminierende Vermieter werden. Aber auch die wohlmeinenden Wohnungsunternehmen sind gefordert, die Realität der interkulturellen Gesellschaft explizit in ihre Unternehmensphilosophien und –leitbilder einzubauen.

Auf dem Workshop wurde erörtert, dass auch die soziale Arbeit mit Migranten oder die Konfliktvermittlung stärker bei den Wohnungsgesellschaften Beachtung finden müsste. Hier finden sich bereits ein Reihe vorbildhafter Gesellschaften, die damit längst selbstverständlich arbeiten, sei es in eigener Regie oder in Kooperation z.B. mit karitativen oder freien Trägern.

Festgestellt wurde auch, dass der Politik zunehmend die Steuerungsmöglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt abhanden kommen. Immer mehr Belegungsrechte von Sozialwohnungen laufen aus. Viele Wohnungsbestände, die ehemals zumindest mittelbar in der öffentlichen Hand waren, werden privatisiert. Hier könnte zukünftig mehr auf freiwillige Vereinbarungen und Kooperationsverträge mit Wohnungsgesellschaften gesetzt werden und auf die Bereitschaft, sich das immer weiter den Migranten zu öffnen.

Für den sehr erfolgreich verlaufenen Workshop wurde eine ausführliche Dokumentation erstellt, die seit Dezember 2005 vorliegt. Sie kann beim Planerladen e.V. bezogen werden.