Mit einer gezielten Befragung von Wohnungsunternehmen wollte der Dortmunder Planerladen e.V. herausfinden, wie Migranten als Mieter und Käufer - also als Kunden - von Seiten der Wohnungswirtschaft wahrgenommen werden. Bisher fanden sich keine aussagekräftigen statistischen Erhebungen zu dieser Thematik. In Kooperation mit dem VdW wurden daher im letzten Herbst Fragebögen an alle Mitgliedsunternehmen versandt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen einen ersten Trend zum Thema "Migranten" in Wohnungsunternehmen auf.
Den Initiatoren der Befragung war von vornherein klar, dass es nicht "die Migranten" gibt und dass einige Unternehmen auch Schwierigkeiten bei der Beantwortung der gestellten Fragen haben würden. Jedoch sollte die Subjektivität und Unschärfe im Umgang mit dem Thema durchaus in das Ergebnis einfließen.
Die Rücklaufquote von knapp unter 20% (83 Fragebögen) kann im Vergleich zu anderen verbandsinternen Befragungen als zufriedenstellend bezeichnet werden. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass Unternehmen, die ein besonderes Interesse an dem Thema "Migranten" haben, häufiger geantwortet haben als andere Unternehmen (Selbstselektion). Bei generalisierenden Schlussfolgerungen ist also eine entsprechende Vorsicht geboten. Tendenziell haben vor allem die mittleren und größeren Mitgliedsunternehmen im VdW die Fragebögen zurückgesendet. Es kann vermutet werden, dass kleinere Unternehmen entweder keine Kapazitäten zu Beantwortung der Fragen besaßen oder Migranten für sie kein besonderes Thema darstellen.
Bei der Befragung ging es nicht nur darum, Probleme zu identifizieren, sondern vor allem auch um das Ermitteln von Ansätzen, die als vorbildliche Beispiele für den Umgang mit Migranten als Kunden in der Wohnungswirtschaft dienen können. So enthalten die ausgefüllten Fragebögen Hinweise auf konkrete Projekte, die zum friedlichen Zusammenleben in den Nachbarschaften beitragen oder die der Konfliktvermeidung und -vorbeugung dienen sollen.
Bei der Auswertung der Fragebögen zeigte sich, dass die Unternehmen sehr wohl ein Bewusstsein hinsichtlich der in ihren Beständen wohnenden Migranten entwickelt haben. Im Fragebogen wurde zum einen nach dem tatsächlichen Anteil von Migranten im Bestand gefragt und zum anderen nach der Wahrnehmung der Höhe des Migrantenanteils, unabhängig vom tatsächlichen zahlenmäßigen Anteil. Von den Unternehmen, die geantwortet haben, konnten vier Fünftel den Migrantenanteil in ihrem Bestand angeben, wobei der größte Teil der Nennungen zwischen 11% und 20% lag. Die meisten Unternehmen stuften die Wahrnehmung des Migrantenanteils in ihrem Bestand zwischen "durchschnittlich" und "etwas erhöht" ein.
Bei der Frage nach den Ethnien, die am häufigsten in den Beständen wohnen, ging es nicht allein um die Nationalität. So zählen z.B. eingebürgerte Deutsche, die türkische Eltern haben ebenso zu den Migranten wie Spätaussiedler. Die meisten Nennungen entfielen auf die türkische Herkunft und, fast gleichauf, auf die Herkunft aus Osteuropa und Russland.
Bei den Fragen zur Wahrnehmung der Migranten als Mieter oder Käufer waren die subjektiven Einschätzungen der Unternehmen gefragt. Interpretiert man diese Antworten, so zeichnet sich ein Bild, in dem rund ein Viertel bis ein Fünftel der Unternehmen, die geantwortet haben, keinen Unterschied der Eigenschaften von Migranten und Deutschen sehen. Die weiteren Befragten tendierten in die jeweils eine oder andere Richtung.
Die Antworten zu den Belegungspraktiken variieren sehr stark. Oft wird geäußert, dass die jeweils praktizierte Belegung zu einer ethnischen Durchmischung in den Beständen beitragen soll, um so einer "Ghettoisierung" entgegenzuwirken. Einige Unternehmen beziffern maximale Migranten-Quoten, die bei der Belegung angewendet werden.
In den Befragungsergebnissen zeigt sich, dass zumindest die größeren und mittleren Mitgliedsunternehmen des VdW heute am Thema "Migranten" kaum mehr vorbeikommen. Die Ergebnisse der Befragung sollen eine Grundlage für den geplanten VdW-Arbeitskreis "Zusammenleben mit verschiedenen Kulturen" bilden. Auch dies ist ein Beleg dafür, dass dieser Thematik innerhalb der Wohnungswirtschaft zukünftig eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt werden wird.
Der 48-seitige Ergebnisbericht, der die empirischen Befunde und deren Interpretation ausführlich darstellt, kann beim Planerladen e.V. bezogen werden. Die Plausibilität und Belastbarkeit der Ergebnisse, auch im Hinblick auf verallgemeinerbare Hinweise und Empfehlungen für die wohnungspolitischen Akteure, wird im Rahmen eines weiteren untersuchungsmethodischen Schrittes - einer nachfassenden Telefonbefragung - erörtert.