Die Schnapszahl ist ein guter Grund für einen "Blick zurück nach vorn" und zum Feiern: Wie schon in der Vergangenheit, bot auch das 33. Bürgerforum Nord trifft Süd am 21. Juni 2023 die Bühne für Einblicke in die reiche Engagementlandschaft in unserer Stadt sowie Gelegenheit zum geselligen Austausch.
Anstelle eines Leitthemas, gab es dieses Mal einen Rückblick mit einem bunten Strauß an Themen – so vielfältig wie die teilnehmenden Organisationen selbst. Dazu wurden aktuelle Entwicklungen aufgezeigt und die gewonnenen Einblicke am leckeren Buffet vertieft. Die Veranstalter, Auslandsgesellschaft.de und Planerladen, zeigten sich mit dem bisherigen Erfolg sehr zufrieden. Den Dialog zwischen und gemeinsam mit engagierten Menschen aus allen Dortmunder Stadtteilen zu stärken, bleibt auch in Zukunft das Markenzeichen des Bürgerforums.
Moderator Kay Bandermann begleitet das Bürgerforum seit 2011 und leitete mit einem persönlichen Rückblick auf den Start der Foren ein. Das erste Bürgerforum hatte Gartenvereine zum Thema, von welchem ihm die unterschiedlichen Arten zu Gärtnern besonders im Gedächtnis geblieben sind. Ein Vertreter der geladenen Kleingartenvereine berichtete von üblichen Regeln und festen Strukturen, während eine andere Gruppe sich in der Nordstadt eine städtische Brachfläche angeeignet und dort eine eigene wilde, aber lauschige grüne Oase geschaffen hatte. Das Aufzeigen dieser Gegensätze, aber gleichzeitig auch die Möglichkeiten, wie bestimmte Themen und Anliegen auf unterschiedlichste Weise angegangen werden können, ziehe sich durch die Geschichte des Bürgerforums. Dies mache das Bürgerforum Nord trifft Süd besonders, so Bandermann – es bietet einen Raum, in dem sich Interessierte und Engagierte aus verschiedenen Stadtteilen austauschen, kennen- und voneinander lernen oder gar gemeinschaftliches planen können.
Nach den einleitenden Worten des Moderators machte Jamil Alyou, der beim 2015 gegründeten Flüchtlingshilfeverein Train of Hope Dortmund e.V. aktiv ist, den Anfang. Er berichtete davon, dass nun eine neue Generation von Engagierten die wesentliche Arbeit leiste. Der Verein bestehe zu 80 Prozent aus ehrenamtlichen Helfer*innen, die er „die verrückte, interkulturelle Familie“ nennt. Die Situation im Vergleich zu 2015 habe sich zwar verändert, das Ziel ist jedoch weiterhin, Geflüchtete sowie Eingewanderte und ihre direkten Nachkommen zu unterstützen. Die erfahrene Hilfe würden die Geflüchteten oft veranlassen, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren. Das sei eine tolle Entwicklung. Dass der Verein stark von Projektförderung abhängig ist, sei eine Herausforderung, doch Jamil Alyou betonte kämpferisch: „wir müssen überleben, wir werden überleben.“
Der Verein Machbarschaft Borsig11 e.V. fördert Kreativität in der Dortmunder Nordstadt und wurde vertreten von Volker Pohlüke. Er berichtete von verschiedenen Kooperationen wie z.B. mit der Dreifaltigkeitskirche oder der Anne Frank Gesamtschule. Eine weitere Aktivität des Vereins sind Hinterhofveranstaltungen, die den öffentlichen Raum beleben und bespielen.
Anschließend wurde Anna Lena Erpenbach und Katharina Steinberg stellvertretend für die Kana - Dortmunder Suppenküche e.V. Raum geboten, um über das Engagement und insbesondere die aktuellen Herausforderungen, denen der Verein begegnet, zu berichten. Die negativen Auswirkungen der Corona Pandemie seien bis heute spürbar. Statt miteinander zu speisen, wurde bis Mai 2023 das Essen zum Mitnehmen am Fenster ausgegeben. Erst seit kurzem sei der persönliche Austausch mit Bedürftigen durch die Öffnung der Räumlichkeiten wieder möglich. Einigen Gästen würde die Umstellung schwer fallen. Eine weitere Auswirkung der Pandemie sei, dass ein Teil der Ehrenamtlichen aufgehört hätten und es schwierig geworden sei, neue Menschen langfristig zu binden. Kay Bandermann hielt ein Plädoyer dafür, dass diese „Institution, dieses politische Aushängeschild“ unbedingt weiterbestehen müsse, was auf großen Anklang der anwesenden Gäste stieß.
Siegfried Müller vom VfR Sölde Verein für Rasensport e.V. war 2016 Gast des Bürgerforums und war dem Moderator schon damals aufgrund seines Engagements aufgefallen. Zu beeindrucken wusste Siegfried Müller auch diesmal, der mit seiner offenen und einnehmenden Art über seine Funktion als Leiter des DOSB-Landesstützpunkts für Integration durch Sport erzählte. Mittlerweile leite er nicht nur den VfR Sölde, sondern außerdem den VfL Hörde und den SC Dorstfeld. In allen Vereinen habe er mehrere Projekte angestoßen und Kooperationen wie zum Beispiel mit der Handwerkskammer Dortmund und der Suchtbetreuung Ruhrgebiet aufgebaut. So konnte er entscheidend die Biografie mancher Jugendlicher, die er in den Vereinen kennengelernt hatte, positiv beeinflussen.
Das 2015 gestartete, städtische Projekt Nordwärts wurde von der Mitarbeiterin Claudia Balke vorgestellt. Über ähnliche Bürgerforen, wie Nord trifft Süd, wurde im Rahmen von Nordwärts die Zivilgesellschaft direkt angesprochen. Daraus entstanden mittlerweile 1.047 Projekte im Dortmunder Norden, die begleitet bzw. unterstützt wurden. Ziel von Nordwärts ist es, nicht nur den Norden voranzubringen und dort Projekte anzustoßen, sondern erfolgreiche Ideen auch auf den Süden der Stadt zu übertragen.
Oliver Hesse von MIA-DO-KI, Pascale Gauchard von der Auslandsgesellschaft.de e.V. und Martin Eder vom Planerladen gGmbH betonten anschließend die Bedeutung des Bürgerforums Nord trifft Süd als Beteiligungsformat und als Möglichkeit, sich stadtteilübergreifend zu vernetzen, voneinander zu lernen sowie bereichernde und prägende Eindrücke von anderen engagierten Menschen zu erhalten. Die Auslandsgesellschaft ist dabei ein passender
Ort, Menschen unterschiedlichster kultureller und sozialer Hintergründe sowie Wohnorten zusammen zu bringen.
Im Anschluss an die Podiumsgespräche fand ein Speed-Dating statt. Hierbei konnten sich die Besucher*innen austauschen und intensiver kennenlernen. Gemeinsam wurden auch Ideen und Themen für die nächsten Bürgerforen entwickelt und festgehalten, die nun von den Veranstaltern mit Dank in die Planungen aufgenommen werden.
Der Abend fand seinen Abschluss am leckeren Buffet, an dem sich auch noch lange nach Ende der Veranstaltung reichlich Gesprächsstoff zwischen den Teilnehmenden entwickelten.
Die nächsten Veranstaltungen der Reihe Bürgerforum Nord trifft Süd in 2023 sind für Mittwoch, den 27. September sowie Mittwoch, den 29. November jeweils um 18:30 Uhr geplant. Weitere Informationen zu Themen und Gästen werden bekannt gegeben.
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Hintergrund:
Das „Bürgerforum Nord trifft Süd“ ist eine Veranstaltungsreihe der Planerladen gGmbH in Zusammenarbeit mit der Auslandsgesellschaft und mit freundlicher Unterstützung von MIA-DO Kommunales Integrationszentrum Dortmund. Das Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der EU kofinanziert.